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Bezogenheiten entdecken
Kreuzung, vernetzt, verbnden

Seit einem Seminar mit Nora Bateson 2014 am SySt®-Institut München versuche ich zu lernen, was es bedeutet, die Welt grundlegend in ihren Bezogenheiten, in der Art und Weise ihrer Verflochtenheit, zu betrachten. Mir begegnete dieser Ansatz − der u.a. maßgeblich von Gregory Bateson (*1904 † 1980) geprägt wurde − damals nicht zum ersten Mal, allerdings eröffnete eine von Nora angeleitete Übung eine überraschende Erfahrung für mich:

Zu dritt erhielten wir den Auftrag, uns einen Gegenstand auszusuchen. In den nächsten Minuten sollten wir uns darüber nur in Form von Bezogenheiten austauschen. Wir wählten für uns eine kleine Straßenkreuzung und begannen zuerst zögernd und dann immer flüssiger miteinander zu sammeln, in welchen Beziehungen diese Straßenkreuzung steht: für wen sie eine wichtige Verkehrsverbindung ist − das war an den Erwachsenen und Kindern beobachtbar, die mit Auto, Fahrrad, zu Fuß mit oder ohne Kinderwagen unterwegs waren, woher sie möglicherweise kommen, wohin sie gehen... −, wer dazu beigetragen hat, dass die Kreuzung heute so aussieht, wie sie aussieht, welche Berufsgruppen dafür ihre Kompetenz eingebracht haben, wie sich diese Kompetenz über Jahrhunderte gebildet hat, woher die Materialien stammen, aus denen sie gemacht wurde, wie diese Steine, die Basis für den Asphalt, entstanden sind usw.  

Nach zwanzig Minuten beendeten wir unsere Sammlung und reflektierten, welchen Unterschied es macht, in dieser Weise zu denken und miteinander zu sprechen. Es machte einen bedeutenden Unterschied! Als es Zeit war, in den Seminarraum zurückzukehren, hätte ich mich am liebsten vor dieser Straßenkreuzung verneigt.

Ich lade ein, diese Übung auszuprobieren − alleine oder gemeinsam mit anderen, einmal oder besser noch: immer wieder. Die Welt in ihren Bezogenheiten zu entdecken kann bedeuten, neu zu entdecken.

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