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Wie gestaltet man eine Kultur?

In ihrem Film „An Ecology of Mind“ porträtiert Nora Bateson die Ideen und Impulse ihres Vaters Gregory Bateson hinsichtlich eines neuen Denkens. Stewart Brand erzählt dazu eine Geschichte, die sich Ende des 19. Jahrhunderts ereignet haben soll:

Ein aufmerksamer Forscher bemerkt, dass die imposante Decke des Refektoriums des Oxford Colleges renovierungsbedürftig ist. Woher sollten die rund 12 m langen und 60 cm breiten Eichenbalken genommen werden, die für die Erneuerung benötigt würden? Tatsächlich befinden sich alte Eichen auf dem Collegegelände und man wendet sich an den Förster. Dieser freut sich, nach den Eichen gefragt zu werden, da diese seit 100 Jahren von ihm und seinen Vorgängern gepflegt werden – wohlwissend, dass die Refektoriumsdecke in diesem Zeitraum verwittern würde.

 

„So gestaltet man eine Kultur.“ – meinte Gregory Bateson.

 

Wie anders müssten unsere Planungen aussehen, wollten wir von dieser Weisheit kosten. Unsere Entwürfe wären hinsichtlich deren Umsetzung ebenso ambitioniert, wie hinsichtlich deren längerfristiger Pflege. Wir würden Lösungen erwägen, die jene Ressourcen, auf die wir später zurückgreifen wollen, frühzeitig - über Generationen hin - wachsen lassen. Wir würden lokal denken, indem wir die Ressourcen dort entwickeln, wo wir sie zu verbrauchen beabsichtigen. Unser reflexartiger Griff zu kurzfristigen, globalen "Lösungen" wird oftmals damit erkauft, dass die andernorts entstehenden Konsequenzen nicht einkalkuliert werden. Für findige Geister gäbe es Alternativen.

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